Tuesday, August 08, 2006

... aber ich liebe ihn noch immer


Mein Mann hat mich mit

der Geflügelschere

gefoltert

... aber ich liebe ihn noch immer

Von MIRIAM KREKEL und FLORIAN BÜH

Jede einzelne erinnert Anna P. (34) an die zwei schlimmsten Jahre ihres Lebens. Die Jahre, die sie mit ihrem Mann Murat Ö. (29) verbrachte. Er folterte sie mit Schlägen und Messerstichen. Jetzt sitzt er in Haft. Trotzdem sagt sie: „Ich liebe ihn noch immer!“

Das Martyrium begann vor gut zwei Jahren. Damals lernte die Geschäftsführerin ihre große Liebe kennen. Er hatte dunkles Haar, sanfte braune Augen, ein strahlendes Lächeln. Doch dann wurde aus dem galanten Charmeur ein Tyrann.

Sie sagt: „Er war eifersüchtig, fing an, mich zu schlagen. Das war so nach drei Monaten. Er schaffte die Telefone ab, ich durfte nicht mehr alleine aus der Wohnung. Wenn jemand anrief, den er nicht kannte, verprügelte er mich.“

Schließlich ging er mit einer Geflügelschere auf sie los, stach ihr ins Bein. Ihr Knie zertrümmerte er mit einem Stuhl und im Urlaub hätte er sie fast im Meer ertränkt.

Dann stach er ihr mit einem Messer in die Lunge. Sie wachte in ihrem eigenen Blut auf. Ins Krankenhaus durfte sie nicht, sie verband sich selbst.

Warum hat sie ihn nicht verlassen? Sie sagt: „Er hätte mich umgebracht. Ich habe mich einmal gewehrt, da hat er mir ein Kissen aufs Gesicht gedrückt, bis ich schwieg.“

Dann wurde Anna schwanger. In ihrem Bauch wuchs Tochter Lara, in ihrem Herzen die Hoffnung, dass alles besser werden würde. Doch ihr Mann prügelte weiter. Das Mädchen kam als Frühchen zur Welt, ist behindert.

Sie sagt: „Er schlug mich, wenn ich unserer Tochter die Flasche gab. Er drohte, sich eine Pistole zu besorgen. Aber er meinte, dann würde ich zu schnell sterben.“ Endlich erzählte sie alles ihrer Familie, die verständigte die Polizei.

Jetzt sitzt ihr Mann für zwei Wochen in Haft. Dann entscheidet ein Richter, wie es weitergeht. Doch die Willensstärke der Frau scheint zu schwinden. Sie sagt: „Ich will nicht, dass er ins Gefängnis kommt. Wir hatten auch schöne Zeiten. Ich glaube, er liebt mich. Und ich liebe ihn wohl auch noch...“

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